Eine Freundin sagte mal zu mir: „Meditieren kann ich nicht. Man soll seine Gedanken abschalten und das ist mir nicht gelungen. Ich habe es versucht und es hat mich gestresst und unter Druck gesetzt. Das ist nichts für mich.“ Deshalb ist der Weg der Meditation für Ungeübte erst mal nicht die Stille, sondern eine andere Praxis.

Meditation kann eine große Herausforderung sein, wenn du mit dieser Art der Praxis – in Stille sitzen – beginnst. Aber seien wir mal ehrlich, konntest du sofort auf Anhieb Fahrradfahren? Oder hatte dein Rad zunächst Stützräder und schließlich gab es die haltende Hand eines Erwachsenen, der beim Ausbalancieren half. Genauso ist es auch bei der Meditation.

Ziel ist, dass es dir besser geht, was immer das auch für dich bedeutet. Vielleicht willst du dich insgesamt wohler fühlen oder weniger schnell gestresst. Vielleicht willst du dich nicht mehr so häufig bei jeder Kleinigkeit ärgern oder erholsamer schlafen. Vielleicht willst du nicht mehr so rasch erschöpft sein und Anforderungen leichter bewältigen können. Vielleicht willst du dich auch nicht mehr mit dem alltäglichen Trott zufrieden geben und dich weiterentwickeln, dir mehr zutrauen, mutiger sein oder selbstbewusster.

Mit Meditation kannst du entspannter werden. Wie oft hetzt du durch den Alltag? Schließlich gibt es immer was Wichtiges oder Notwendiges zu tun. Wie schnell bleibst du dabei auf der Strecke? Dein Körper kann sich entspannen, wenn du bewusst und tief atmest. Und schließlich beruhigt sich auch dein Geist.

Mit Meditation kannst du deine Aufmerksamkeit ganz auf dich selbst lenken. In der Meditation geht es nur um dich. Du richtest deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper, deinen Atem, dein Innenleben. Wie fühlst du dich gerade? Was beschäftigt dich ? Was brauchst du? Was tut dir gut? Wie kannst du gut für dich sorgen, jetzt genau in diesem Augenblick?

Mit Meditation kannst du dich Fokussieren, deine Aufmerksamkeit bündeln. Du kannst bewusst auf deinen Atem achten, das Flackern einer brennenden Kerze betrachten oder in Gedanken ein bestimmtes Mantra rezitieren. So kannst du ganz Da sein, ganz Hier, bei dieser einen Sache, bei der du verweilst.

Mit Meditation kannst du dir Zeit nehmen zu reflektieren, bewusster werden und Raum schaffen für all das, was dir wirklich wichtig ist. Wie oft denkst du, dass du das doch längst weißt. Aber meist "sieht" dein Verstand nur die Oberfläche, darunter verborgen liegen deine tiefen Sehnsüchte und Lebenswünsche.

Mit Meditation kannst du lernen, Stille zu genießen. Wir sind den Lärm im Außen schon so sehr gewohnt, dass wir ihn für die Normalität halten. Manchmal genießen wir Naturgeräusche, aber wann denn die Stille? Für viele Menschen hat sie sogar etwas Bedrohliches, denn die Stille ermöglicht uns, dass wir uns selbst „hören“ können. Es können verborgene Gefühle, Bedürfnisse, Erinnerungen in uns empor kommen, die wir durch das Laute nicht wahrnehmen können und oft unbewusst auch nicht wollen. Das heißt Stille zu genießen wird dir erst möglich, wenn du dich dem was in dir ist wirklich zuwendest und dich bewusst darauf einlassen kannst. 

Niemand muss meditieren. Niemand muss sein Leben verändern. Aber stell´ dir mal die Frage: WENN es möglich wäre, WAS würdest du gerne verändern? Und WAS bist du bereit dafür zu tun? Es gibt hier kein richtig oder falsch. Es gibt nur deinen Weg. Und keine Richtung ist „besser“ oder „schlechter“. Das sind nur deine Bewertungssysteme. Das Eigentliche ist aber, dass das was ist einfach IST. Sehr philosophisch, aber im Endeffekt ist damit lediglich gemeint, dass Meditation, wenn du sie regelmäßig praktizierst, dir dabei helfen kann, dich selbst so anzunehmen wie du bist. Mit all deinen Themen, deinen Schwierigkeiten, deinen Ecken und Kanten, deiner Art und Weise zu sein und Dinge zu tun. Es ist der Ausstieg aus dem allseits bekannten "wenn - dann". 

Und dann, vielleicht willst du dann irgendwann einen Schritt weiter gehen. Und wenn nicht – und das ist entscheidend – ist es ebenso okay und möglich.

Henry Ford hat es für mich treffend formuliert: „Love it, change it or leave it“. Denn ich bleibe nur am selben Platz meines Weges, wenn er sich für mich gut anfühlt. Wieso sollte ich denn sonst gerade dort rasten? Wenn du also weiter gehen möchtest geht es darum, dass du schaust, ob du das, was IST lieben kannst. Und falls nicht, dass du erforschst, warum das nicht möglich ist. Mit unseren Macken tun wir uns ja gewöhnlich nicht so leicht. Und falls es unmöglich ist, was gilt es zu ändern, zu verändern? Was gilt es zu verlassen oder los zu lassen? Meditation kann dir hierbei ein hilfreicher Weg sein.

Meditation ist ein Weg. Für mich ist dieser Weg so bedeutsam, dass ich ihn täglich beschreite. Und zwar auf meine Art und Weise, immer wieder so, wie er gerade zu mir passt und mir hilfreich ist. Vielleicht möchtest du nun den deinen finden. Ich wünsche dir viel Freude auf deiner ganz persönlichen Reise zu dir selbst.

~ Bei der Meditation geht es nicht um den Versuch,
irgendwo hinzugelangen.
Es geht darum, dass wir uns erlauben,
genau dort zu sein, wo wir sind,
und genau so zu sein, wie wir sind,
und desgleichen der Welt zu erlauben, genau so zu sein,
wie sie in diesem Augenblick ist. ~


Jon Kabat-Zinn